Ohne Schuhe rannte sie durch den Wald. Sie spürte Äste und Steine unter ihren Füßen, die diese verkratzten, aber das war alles egal. Sie rannte und sah sich nicht einen Moment um. Jedes Geräusch machte ihr Angst. Es konnte ja gut sein, dass ihr Entführer längst hinter ihr her war! Aber es war keine Zeit zu verlieren. Nicht umdrehen. Einfach weiter laufen. Das dachte sie die ganze Zeit..
Es mussten Stunden vergangen sein, bis sie endlich in der Ferne eine Straße entdeckte. Dort stand auch eine Tankstelle. Sie wollte vor Erleichterung weinen, aber sie riss sich zusammen. Noch war sie nicht dort. Noch konnte ihr Entführer sie einfach packen und wieder zurückholen..Aber nichts geschah. Sie kam an der Tankstelle an und öffnete die Tür..
Sie kannte ja keine Umgangsformen..
Sie ging durch die Tür, diese schloss sich automatisch hinter ihr und Emily sah sich erst mal um. Die Tankstelle war hell beleuchtet und endlich konnte sie wieder atmen. Sie bemerkte, dass sie großen Hunger hatte, kein Wunder. Sie war stundenlang durch diesen Wald gelaufen. Also ging sie zum erstbesten Regal und nahm sich eine Tüte Chips. Man darf nicht vergessen, Emily kannte keine Umgangsformen. Woher auch?
Es war der Chef der Tankstelle da und auch eine Kundin. Beide sahen das Mädchen verwundert an, welches dort stand. Barfuß, total verschmutzt und das sich einfach, ohne zu zahlen, eine Tüte Chips geschnappt hat und diese einfach auffutterte. Beide wussten, mit dem Mädchen stimmte etwas nicht und so gingen sie behutsam auf es zu..
Die Frau war lieb
Die Frau besah sich das Mädchen und sie ahnte instinktiv, dass dieses Kind hier, sie war zwar schon 16, aber wirkte wie ein kleines Mädchen, dringend Hilfe brauchte. Sie ging also langsam zu Emily und fragte sie, ob sie ihr helfen könnte? Emily fühlte, dass diese Frau es gut mit ihr meinte und ohne weiter darüber nachzudenken, ging sie auf die nette Frau zu und fiel ihr in die Arme.
Emily weinte, sie weinte so arg, dass es schien, als könnte sie nie wieder damit aufhören. Die Frau nahm das Kind und ging mit ihr in ein ruhiges Eck der Tankstelle. Der Chef hingegen rief sofort die Polizei an. Hier war Hilfe nötig, dass war auch ihm klar. Allerdings wussten beide noch nicht, wenn sie hier vor sich hatten..
Die Polizei kam an
Die Frau redete beruhigend auf Emily ein und wiegte das Mädchen in ihren Armen. Sie hoffte, dass die Polizei bald käme, die Situation überforderte auch sie. Endlich hörte man in der Ferne Sirenen. Es dauerte nicht lange, bis der Streifenwagen vor der Tankstelle hielt und mehrere Beamte herein kamen. Sie gingen zu Emily und fragten sie erst mal nach ihrem Namen, den sie bereitwillig nannte.
Und so kam es, dass die Polizisten mit Emily zu ihren Eltern fuhren. Diese öffneten die Tür, nach dem man geklingelt hatte und sahen ihr Kind. Ihr Kind, was seit über 10 Jahren vermisst gewesen war und was nun gesund, so weit jedenfalls, wieder vor ihnen stand. Die Mutter konnte es nicht glauben. Tief im Inneren hatte sie zwar darauf immer gehofft, aber wirklich daran geglaubt, hatte sie nicht mehr.